Bewährte Strategien zum Umgang mit dem Fachkräftemangel in der Transportlogistik


Der Fachkräftemangel stellt Deutschland und die Wirtschaft zunehmend vor Probleme. Unzählige offene Stellen können nicht besetzt werden, da qualifiziertes Personal fehlt. Gleiches gilt auch für die Logistikbranche. Seit Jahren suchen Unternehmen händeringend nach neuen Mitarbeitern. Dabei macht sich der Mangel insbesondere im Bereich der Berufskraftfahrer immer stärker bemerkbar. Eine Entwicklung, für die es schnellstmöglich eine Lösung zu finden gilt, bevor sie eskaliert.

Der hauseigene Fuhrpark der Häffner GmbH & Co. KG umfasst derzeit 21 Fahrzeuge und ist nach wie vor ein fester Bestandteil des Geschäftsmodells. Damit das auch so bleibt, warten wir nicht auf eine bundesweite Lösung seitens der Politik, sondern fokussieren uns stattdessen darauf, was wir selbst unternehmen können, um Berufskraftfahrern einen attraktiven Arbeitsplatz bieten zu können. Unser Logistikleiter Ralf Nieß legt außerdem besonderen Wert auf die Bindung der Fahrer an das Unternehmen sowie auf die Aus- und Weiterbildung, vor allem im Bereich der Gefahrguttransporte.

Top-Road Transport-Manager Ralf Nieß

Die Position des Logistikleiters ist bei der Häffner GmbH & Co. KG hochkarätig besetzt. Herr Ralf Nieß begann seine Laufbahn als Speditionskaufmann, absolvierte anschließend eine Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt und wurde bereits 2016 von der IRU (International Road Transport Union) als „Top-Road Transport-Manager“ ausgezeichnet. Doch damit nicht genug. Zudem ist er seit 2017 Präsidiumsmitglied beim Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik ( BWVL ) sowie im Verkehrsausschuss der IHK Stuttgart und des BGA Berlin tätig.

In einem Kurzinterview erklärt er anschaulich die derzeitigen Herausforderungen in der Logistikbranche und illustriert unter Bezug auf den Fachkräftemangel in der Transportlogisitik, wie die Häffner GmbH & Co. KG diesem erfolgreich begegnet.

4 Fragen an Ralf Nieß

Frage: Wie schätzen Sie den aktuellen Stand des Fachkräftemangels in der Transportbranche ein?
Herr Nieß: Das größte Problem in Bezug auf den Fachkräftemangel ist, dass immer mehr erfahrene Kraftfahrer der geburtenstarken Jahrgänge des letzten Jahrhunderts ohne Nachfolger in den Ruhestand gehen. Derzeit gehen wir von einem Defizit von ca. 40.000 Fachkräften pro Jahr aus. Allein diese Tatsache zeigt, wie sehr der Fachkräftemangel bereits heute angekommen ist.

Frage: Was sind dabei aus Ihrer Sicht die Hauptgründe für diese Entwicklung?
Herr Nieß: Unglücklicherweise ist das Image des Berufskraftfahrers in den letzten Jahren geprägt von Termindruck & Stress sowie fehlender Freizeit und häufiger Abwesenheit von der Familie. Hinzukommt das permanent steigende Verkehrsaufkommen auf den Straßen. Dass es aber durchaus möglich ist, als Berufskraftfahrer einen geregelten Arbeitstag zu haben und die Abende zu Hause mit Freunden und der Familien zu verbringen, beweisen wir bereits seit langen Jahren. Durch eine möglichst optimale, digitale Tourenplanung stellen wir sicher, dass zudem die gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten eingehalten werden und damit tatsächlich zur Entlastung des Fahrpersonals dienen. Den Verkehr können wir nicht ändern, unsere Planung aber darauf optimal ausrichten.

Frage: Welche Maßnahmen hat Häffner bislang ergriffen, um dem Fachkräftemangel entgegen zu treten?
Herr Nieß: Wir verfolgen hierbei eine Zwei-Säulen-Strategie: Zum einen gilt es, die bestehenden Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und gleichzeitig weitere, erfahrene Profis für unser Team zu gewinnen. Das gelingt uns durch attraktive Entlohnung, familienfreundliche Arbeitszeiten ohne Nachtschicht oder Wochenendarbeit, einem offenen, familiären Betriebsklima und unserem modernen Fuhrpark mit den neuesten Sicherheitstechnologien sowie allen relevanten Komfort-Features. Wir legen größten Wert darauf, dass unsere Fahrer frisch und erholt ans Werk gehen können und nicht genervt im Dauerstress versinken. Schließlich sind sie die „Visitenkarte“ unseres Unternehmens.

Die zweite Säule ist die eigene Ausbildung von Berufskraftfahrern inkl. der Spezialisierung auf Gefahrguttransporte.

Diese haben wir seit 2002 über die Jahre hinweg entwickelt und modular aufgebaut. So durchläuft ein Auszubildender heute mehrere Praxisphasen in den unterschiedlichen Bereichen. Neben der reinen Stückgutausbildung wird er die Abläufe im Lager kennenlernen und auch dort eine gewisse Zeit aktiv mitarbeiten. Das ist notwendig, um einen Bezug zu unseren speziellen chemischen Produkten zu erlangen und das Handling dieser Güter unter Einbezug aller Sicherheitsvorschriften zu erlernen. Hinzu kommt der Erwerb des Stapler- und ADR-Scheins. Sobald der Auszubildende diese Phasen erfolgreich durchlaufen hat, folgt anschließend die Ausbildung auf dem Tankfahrzeug. Selbstverständlich wird jede Phase von erfahrenen Kollegen betreut und begleitet.

Gemäß dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz müssen alle Fahrer im Güter- und Personenverkehr alle fünf Jahre 35 Stunden Weiterbildung absolvieren. Um dieser Auflage nachzukommen, bietet die Häffner GmbH & Co. KG ein Modul (gemäß BKrFQG) pro Jahr für alle Fahrer an.

Frage: Welches Fazit würden Sie in Bezug auf Ihre bislang ergriffenen Maßnahmen ziehen?
Herr Nieß: Wir sehen, dass die Maßnahmen greifen und dass sich unsere Fahrer bei uns wohlfühlen. Das bestätigen auch immer wieder unsere Umfragen zur Kundenzufriedenheit, sowie das direkte Feedback der Kollegen in den Mitarbeitergesprächen.

Fazit
Auch wenn der Fachkräftemangel allgegenwärtig ist und innerhalb vieler Unternehmen zu Komplikationen und Haare raufen führt, so sieht die Häffner GmbH & Co. KG der Zukunft positiv entgegen. Unsere Gegenmaßnahmen zeigen Wirkung sowie Erfolg und führen zu einer hohen Zufriedenheit unter unseren Berufskraftfahrern. Dennoch sind wir uns bewusst, dass Stillstand auch Rückschritt bedeutet. Deshalb arbeiten wir tagtäglich daran, die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeiter und die Beziehung zwischen ihnen und dem Unternehmen weiter zu verbessern. Denn ein enges Miteinander auf Augenhöhe ist der Schlüssel zu langfristiger und nachhaltiger Zusammenarbeit.